Wer sich mit dem Thema Baufinanzierung beschäftigt, stößt unweigerlich auf die Begriffe Effektivzins und Sollzins. Beide spielen eine zentrale Rolle bei der Bewertung und dem Vergleich von Finanzierungsangeboten – doch was genau unterscheidet sie? Welcher Zins ist für Sie als Käufer oder Bauherr entscheidend? Und worauf sollten Sie bei der Zinsangabe achten?
In diesem Beitrag erklären wir die wichtigsten Unterschiede zwischen Effektivzins und Sollzins, zeigen Fallbeispiele, gehen auf gesetzliche Rahmenbedingungen ein und verlinken auf hilfreiche Tools und weiterführende Informationen aus unserem Baufinanzierungsblog.
Was ist der Sollzins?
Der Sollzins – auch Nominalzins genannt – ist der Zinssatz, den die Bank für die reine Kreditleistung berechnet. Er bezieht sich auf den Nettodarlehensbetrag und ist meist über die vereinbarte Zinsbindung festgeschrieben. Der Sollzins berücksichtigt jedoch keine weiteren Kosten, die im Rahmen der Finanzierung entstehen.
Beispiel: Wenn Sie 300.000 € zu einem Sollzins von 3,5 % aufnehmen, zahlen Sie pro Jahr 10.500 € an Zinsen – zusätzlich zur Tilgung. Der Sollzins bietet Ihnen also einen Überblick über die reine Verzinsung des Darlehens.
Was ist der Effektivzins?
Der Effektivzins hingegen beinhaltet nicht nur den reinen Zinssatz, sondern auch alle verpflichtenden Nebenkosten wie Bearbeitungsgebühren, Tilgungsmodalitäten, Zinsverrechnungsmethoden und ggf. Disagio. Er gibt also ein realistischeres Bild der tatsächlichen Kosten Ihres Kredits.
Ein Effektivzins kann daher höher sein als der Sollzins – insbesondere wenn z. B. Bereitstellungszinsen oder Sondertilgungsoptionen eingepreist sind. Je transparenter der Anbieter, desto näher liegen die beiden Zinsen beieinander.
Warum der Effektivzins beim Angebotsvergleich entscheidend ist
Da der Effektivzins gesetzlich standardisiert berechnet wird (§6 Preisangabenverordnung), eignet er sich ideal, um Finanzierungsangebote objektiv miteinander zu vergleichen. Auch Banken sind verpflichtet, den Effektivzins in allen Angeboten auszuweisen.
Ein reiner Blick auf den Sollzins kann in die Irre führen – etwa wenn ein günstiger Zinssatz mit hohen Nebenkosten kombiniert wird. Für die langfristige Kostenplanung ist der Effektivzins die verlässlichere Kennzahl.
Wann ein niedriger Sollzins vorteilhaft ist
Ein niedriger Sollzins kann sich trotzdem lohnen – zum Beispiel wenn Sie:
- keine Zusatzoptionen wie Sondertilgungen benötigen
- eine kurze Zinsbindung wünschen
- ein klassisches Annuitätendarlehen ohne Schnickschnack bevorzugen
Besonders in Niedrigzinsphasen ist es wichtig, sich nicht nur vom Effektivzins leiten zu lassen, sondern die Finanzierung ganzheitlich zu betrachten.
Wie Sie beide Zinsen im Baufinanzierungsrechner vergleichen
Nutzen Sie unseren Baufinanzierungsrechner, um den Einfluss von Zinsbindung, Tilgungssatz und Sondertilgung auf die Gesamtkosten Ihrer Finanzierung zu analysieren. Der Rechner zeigt Ihnen auf einen Blick:
- Monatliche Rate
- Zinsbelastung über die Laufzeit
- Restschuld am Ende der Zinsbindung
So können Sie verschiedene Angebote gezielt vergleichen und Ihre persönliche Strategie entwickeln.
Was beeinflusst den Effektivzins?
Folgende Faktoren haben einen Einfluss auf den Effektivzins:
- Zinsbindung (je länger, desto höher i. d. R.)
- Tilgungsmodalitäten (z. B. Ratenhöhe, Sondertilgung)
- Gebühren, Auszahlungstermine, Disagio
- Ihre Bonität und Objektlage
Fazit: Effektivzins & Sollzins richtig verstehen
Der Sollzins beschreibt den Nominalzins des Darlehens, während der Effektivzins die tatsächlichen Gesamtkosten inklusive Nebenkosten abbildet. Für einen realistischen Angebotsvergleich ist der Effektivzins entscheidend – doch auch der Sollzins spielt eine Rolle, etwa bei der Zinssicherungsstrategie oder Sondervereinbarungen.
Unser Tipp: Lassen Sie sich unabhängig beraten und vergleichen Sie Angebote strukturiert – mit Hilfe von Rechnern und aktuellen Ratgeberartikeln. Hier geht’s zur Beratung.